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Diagnose: Depression

Von einer „Depression“ oder „depressiven Episode“ spricht man, wenn über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen mindestens zwei der sogenannten drei Kernmerkmale auftreten:

  1. depressive / niedergeschlagene / bedrückte Stimmung (oftmals auch eine sehr gereizte Stimmung)
  2. Verlust von Interessen und Freude an Aktivitäten, die sonst meist als angenehm empfunden wurden
  3. Gefühl eines verminderten Antriebs oder einer deutlich erhöhten Ermüdbarkeit

welche von mindestens einem weiteren Symptom begleitet werden, wie z.B.:

  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • übermäßige Schuldgefühle
  • Suizidgedanken oder suizidale Handlungen
  • verminderte Konzentrationsfähigkeit oder Schwierigkeiten, alltägliche Entscheidungen zu treffen
  • Gefühl einer körperlichen Verlangsamung oder Agitiertheit
  • Schlafstörungen
  • verminderter oder gesteigerter Appetit / Gewichtsveränderungen

Weiterhin kann es sein, dass ein Gefühl von Emotionslosigkeit/Abgestumpftheit, ein Verlust des Interesses an Sexualität, ein besonderes Schwereempfinden der Symptomatik am Morgen („Morgentief“) und/oder ein häufiger deutlich früheres Aufwachen („Früherwachen“ = mind. 2 Std. vor der gewohnten Zeit) hinzukommen. In besonders schweren Fällen können auch Halluzinationen oder Wahnideen auftreten.

Um die 16-20 % aller Menschen erleiden im Verlauf ihres Lebens einmal eine depressive Episode, so dass die Depression als eine der am häufigsten vorkommenden psychischen Erkrankungen gilt [1][2][3]. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer [4]. In vielen Fällen treten parallel weitere psychische Störungen, wie z.B. eine Angststörung auf [5].

Fallbeispiel: Depression

„Jahrelang gab es immer wieder Phasen, in denen ich so erschöpft und antriebslos war, dass ich niemanden mehr sehen wollte und meinen Alltag nur noch unter größter Anstrengung bewältigen konnte. Abends brauchte ich Stunden zum Einschlafen, nachts wachte ich immer wieder auf und am Morgen quälte ich mich völlig erschlagen aus dem Bett. Manchmal musste ich mich auf Arbeit krankmelden, da ich schon beim Zähne putzen weinen musste, mir die Augenlider vor Müdigkeit zufielen oder ich mich schon beim Zubereiten des Frühstücks völlig überfordert fühlte. Für meine Hobbys fehlte mir die Kraft, nichts machte mehr wirklich Freude und ich verlor immer mehr Gewicht. Freunde und Bekannte wollte ich nicht mit meinem Gejammer belasten und zog mich zurück.“ (Frau S., 38)

Wie entsteht eine Depression?

Es wird angenommen, dass für die Entstehung einer Depression verschiedene Faktoren zusammenwirken müssen. So scheinen beispielsweise sowohl genetische und biologische Faktoren (z.B. Vererbung, Dysbalance von Neurotransmittern wie z.B. Serotonin und Noradrenalin) als auch psychosoziale Faktoren (z.B. Verlust von positiven Erfahrungen und Feedback, das Erwarten von Hilflosigkeit bzw. der Situation machtlos ausgeliefert zu sein, negative Überzeugungen über sich, die Umwelt sowie die Zukunft) sowie frühere und aktuelle belastende Lebenserfahrungen (z.B. das Erleben von Tod, Scheidung, Gewalt, Armut, Isolation etc.) eine Rolle zu spielen.

Wichtig!!! Niemand ist an seiner Depression schuld; es ist eine psychische Erkrankung, die jeden treffen kann.

Therapie: Depression

Die kognitive Verhaltenstherapie wurde in einer Vielzahl von Studien untersucht und ihre Wirksamkeit eindeutig belegt [6]. Sie ist einer reinen Behandlung mit Medikamenten (Pharmakotherapie mit v.a. Antidepressiva) in der Reduktion depressiver Symptome sowie Rückfälle gleichwertig bis überlegen [7].

Typische Bestandteile der verhaltenstherapeutischen Psychotherapie können sein:

  • Psychoedukation = Wissenserwerb zu Symptomen, der Entstehung sowie den aufrechterhaltenden Mechanismen einer Depression („die depressive Abwärtsspirale“)
  • Aktivitätenaufbau = „die Aufwärtsspirale“, Selbstfürsorge, Arbeit mit Wochen- und Stimmungsprotokollen
  • Kognitive Umstrukturierung = depressive Gedankenmuster erkennen und verändern, biografischer Rückbezug zu Interaktionen mit prägenden Bezugspersonen, Beziehungsmuster und Kommunikationsverhalten in zwischenmenschlichen Erfahrungen aufarbeiten
  • Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls
  • Soziales Kompetenztraining = z.B. Lernen seine eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren oder selbstbewusst aufzutreten
  • Rückfallprophylaxe = Frühwarnzeichen definieren und erkennen, Erarbeitung eines Krisenplans
  • Quellen
Quellen
  1. Murray, C. J., Lopez, A. D. (1996). The global burden of disease. A comprehensive assessment of mortality and disability from diseases, injuries, and risk factors in 1990 and projected to 2020. Cambridge: Harvard University Press.
  2. Bijl, R. V., Ravelli, A., van Zessen, G. (1998). Prevalence of psychiatric disorders in the general population: results of The Netherlands Mental Health Survey and Incidence Study (NEMESIS). Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology, 33(12), 587-595.
  3. Ebmeier, K. P., Donaghey, C., Steele, J. D. (2006). Recent developments and current controversies in depression. Lancet, 367(9505), 153-167.
  4. Kessler, R. C. (2003). Epidemiology of women and depression. Journal of Affective Disorders, 74(1), 5-13.
  5. Kessler, R. C., Nelson, C. B., McGonagle, K. A., Liu, J., Swartz, M. & Blazer, D. G. (1996). Comorbidity of DSM-III-R major depressive disorder in the general population: results from the US National Comorbidity Survey. The British Journal of Psychiatry. Supplement, 168(30), 17-30.
  6. Lambert, M.J., Ogles, B.M. (2004). The efficacy and effectiveness of psychotherapy. In M. J. Lambert (Hrsg.), Bergin and Garfields handbook of psychotherapy and behavior change (5 ed., S. 139-193). New York: Wiley.
  7. de Jong-Meyer, R., Hautzinger, M., Kühner, C. & Schramm, E. (2007). Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie Affektiver Störungen. Göttingen: Hogrefe.

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